Programm
Aktuelle Filme über politische und soziale Auswirkungen der Globalisierung, über Fluchtursachen und Migration, Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit sowie die Auswirkungen des Klimawandels sind Teil des vielfältigen Programms, das die Filmtage Globale Perspektiven alle zwei Jahre zeigen. Im Zentrum stehen diesmal Dekolonisierung und der Kampf für Umwelt und Menschenrechte. Gespräche mit Filmschaffenden nach den Screenings bieten Interessierten und Aktiven aus der Film- und Bildungsarbeit ein einzigartiges Forum. Das Rahmenprogramm IM FOKUS bietet zusätzlich Workshops und ein Panel zu einem aktuellen medienpolitischen Thema.
14:30 Begrüßung
Begrüßung und Impulse für die Zukunft der Film- und Bildungsarbeit zu Themen des Globalen Südens
Vorstellung der Jugendfilmjury der FBW
15:00 PROVISORIUM von Markus Lenz, Kolumbien/D 2023, 95 Min
Deutschland, Kolumbien 2023, 01:35:00
Regie: Markus Lenz Buch: Markus Lenz Kamera: Markus Lenz Musik: Santiago Amaya Martinez Ton: Juan David Mejía Vasquez, David Leonardo Acevedo Ávila Schnitt: Markus Lenz, Anika Simon (BFS) Fernsehsender/Produktion: Malenfilm Rechte in Deutschland: Markus Lenz, E-Mail: ma.lenz@hotmail.de
Zu Gast: Markus Lenz und Tom Urban
Seit der Unterzeichnung des historischen Friedensabkommens zwischen FARC-Guerilla und Regierung ist viel Zeit ins Land gegangen. Vicky und Yulieth, zwei junge Frauen, kampferprobt und entschlossen, blicken im Jahr 2017 zögerlich in die tiefen Weiten der Bergwelt Ituangos in Nordkolumbien. Eine ungewisse Zukunft liegt vor ihnen und der Alltag der Guerilla bestimmt noch immer ihr Leben. Über fünf Jahre folgt die Kamera den beiden Guerilleras, die vor einem tiefgreifenden und existenziellen Prozess der Veränderung ihrer jungen Leben stehen. Während die politische Rechte an Fahrt gewinnt, müssen die beiden Frauen ihren Platz in einer ihnen feindseilg gegenüberstehenden Mehrheitsgesellschaft finden und als neue Staatsbürgerinnen versuchen, die neuen Herausforderungen im zivilen Leben zu bestehen.
17:15 CODE DER ANGST von Appolain Siewe, Kamerun/D 2023, 83 Min
Kamerun und Deutschland 2023, 01:23:40
Regie: Appolain Siewe Buch: Appolain Siewe Kamera: Julia Weingarten und Robert Többe Musik: Árpád Bondy Ton: Andreas Mohnke und Hervé Guemeteu Schnitt: Nicole Fischer, BFS Fernsehsender/Produktion: Deutsche Welle / EinheitFilm Produktion Rechte in Deutschland: Info über EinheitFilm Produktion, E-Mail: info@einheitfilm-produktion.com
Zu Gast: Appolain Siwe
In Kamerun ist Homosexualität auch heute noch eine Straftat und ein großes gesellschaftliches Tabu. Nach der Lektüre eines Artikels über die Ermordung des LGBTQ+-Aktivisten Eric Lebemes beschließt der in Berlin lebende Regisseur Appolain Siewe, mit einer Kamera im Gepäck in sein Geburtsland zu reisen. Im Gespräch mit verschiedenen Akteur:innen der LGBTQ+-Szene versucht Siewe, die Homophobie seines Landes und seiner eigenen Erziehung zu verstehen. Auf seiner Reise erfährt er mehr über die gesellschaftliche Realität vor Ort und wird gleichzeitig mit der zerbrochenen Beziehung zu seinem Vater konfrontiert, die ihn vor schwere persönliche Herausforderungen stellt.
19:45 STRAY FLOWER von Nandi Nastasia, Namibia/D 2024, 14 Min
Namibia, Deutschland 2023, 00:14:49
Regie: Nandi Nastasja Buch: Laudika Hamutenya, Nandi Nastasja Kamera: Renier De Bruyn Musik: Patrick Kuhn Botelho Ton: Luka Fehrmann, Niklas Loose, Laurids Wartumjan, Konstantinas Grigalaitis , Timo Kleinemeier Schnitt: Emma Holzapfel Rechte in Deutschland: Filmakademie Baden-Württemberg, E-Mail: festivals@filmakademie.de
Zu Gast: Nandi Nastasia
1904. Die deutsche Kolonialmacht in Südwestafrika schlägt brutal den Aufstand der Herero und Nama nieder und verübt einen Völkermord. Hinavandu, eine junge Herero, kann sich vor dem Krieg in einem Aufnahmelager in Sicherheit bringen. Mit anderen Geflüchteten wartet sie hier darauf, dass die Deutschen sie abholen und zurück in ihre Dörfer bringen, und findet ihre Hoffnung wieder. Doch am Tag der Abreise wird ihr klar, dass sie nicht nach Hause gebracht werden.
Die Figuren wurden von Nachkommen der Zeitzeugen gespielt und nicht von ausgebildeten Schauspieler:innen.
20:15 Kino-Preview: DAS LEERE GRAB von Agnes Lisa Wegner & Cece Mlay D/Tansania 2024, 97 Min
Tansania/Deutschland 2024, 97.00
Regie: Cece Mlay & Agnes Lisa Wagner Buch: Agnes Lisa Wegner, Cece Mlay Kamera: Marcus Winterbauer Musik: Hannah v. Hübbenet Ton: Oliver Stahn Schnitt: Donni Schoenemond Fernsehsender/Produktion: Kijiweni Productions & kurhaus Production/ZDF Rechte in Deutschland: Salzgeber, E-Mail: pohl@salzgeber.de
Anschließend Filmgespräch
Bis heute lagern zehntausende menschliche Gebeine aus ehemaligen Kolonien in deutschen Museen. Bis heute ist unklar, wie sie identifiziert und zurückgeführt werden können. „Das leere Grab“ folgt zwei Familien auf ihrer mühsamen Suche nach ihren Vorfahren: Im Süden Tansanias begibt sich der junge Anwalt John Mbano mit seiner Frau Cesilia auf die Spuren seines Urgroßvaters, der vor über 100 Jahren von der deutschen Kolonialarmee hingerichtet wurde. Der Schädel seines Ahnen wurde damals zu rassistischen „Forschungszwecken“ nach Deutschland gebracht; die Familie wird bis heute von diesem Schmerz heimgesucht. Ähnlich geht es Felix und Ernest Kaaya: Im Norden Tansanias kämpfen sie um die Rückführung der Gebeine ihres Vorfahren und begeben sich dafür in die Metropole Dar es Salaam. Beide Familien ringen mit dem Dickicht deutscher und tansanischer Bürokratie, erhalten aber auch Unterstützung von Aktivisten wie Mnyaka Sururu Mboro und Konradin Kunze, die in Deutschland Sichtbarkeit für das Thema schaffen. Mit deren Hilfe werden die Mbanos schließlich im Auswärtigen Amt in Berlin empfangen, und dann kommt sogar Bundespräsident Steinmeier in ihre Heimatstadt, um sich für das zugefügte Leid zu entschuldigen. Das Grab jedoch ist immer noch leer.
09:30 Netzwerktreffen im World-Café: Mehr Globale Filminhalte!
Wie eine divers aufgestellte kulturelle Filmarbeit gestalten, wenn die in Deutschland produzierten Filme primär auf Themen des Nordens ausgerichtet sind? Der Zukunftsrat des öffentlich-rechtlichen Rundfunks empfiehlt ein Spar- und Effizienzprogramm, um die Vielfalt der Inhalte im Sinne des Kulturauftrags geht es darin nicht. Doch der Entwurf für das neue Filmfördergesetz verspricht mehr Unterstützung von diversen Inhalten in der Produktion, für engagierte Verleihfirmen wird es darin aber schwieriger, anspruchsvolle Filme herauszubringen. Und es steht derzeit noch offen, in welche Richtung eine Kulturelle Filmförderung für Filmbildung und Kinoprogramme gehen könnte.
Aktive in der Film- und Bildungsarbeit, Medienexpert:innen sowie im Globalen Süden agierende Filmschaffende treffen sich in dem interaktiven Workshop in Form eines World-Cafés, um gemeinsam Konzepte und Strategien für eine Zukunft von mehr Globalen Inhalten im Film und Fernsehen zu erarbeiten.
In Kooperation mit der AG Dokumentarfilm (AG DOK)
9.30 – 12.00 Uhr
13:15 KOBALT – DIE DUNKLE SEITE DER ENERGIEWENDE von A. Zajtman, Q. Noirfalisse, F 2023. 86 Min
Frankreich 2022, 01:25:56
Regie: Arnaud Zajtman, Quentin Noirfalisse Buch: Louise Rozès Moscovenko Fernsehsender/Produktion: ARTE GEIE, E-Mail: assist-thema@arte.tv
Filmgespräch mit Barbara Bouillon (Redakteurin)
Hitze, Dürre, Überschwemmungen: Die Klimakrise ist in Europa angekommen. Damit Autofahren weiter möglich bleibt und zugleich der CO2-Fußabdruck verringert wird, setzen die auf ihr Überleben bedachte Automobilindustrie und die EU-Kommission auf ein und dieselbe Lösung: den schnellen und umfassenden Umstieg auf Elektroautos. Tesla, aber auch Volkswagen, Volvo, Peugeot und Renault investieren Dutzende Milliarden Euro in die Elektromobilität. Und die benötigt vor allem eines: Batterien. Doch in denen wird, zumindest bei einer der beiden marktführenden Technologien, ein äußerst problematischer Rohstoff verbaut: Kobalt.
Kobalt ist wichtig für die Sicherheit und Langlebigkeit der Batterien. Es wird in Form von Erz geschürft, mit 65 bis 70 Prozent der weltweiten Kobaltproduktion hauptsächlich in der Demokratischen Republik Kongo. 80 Prozent des kongolesischen Kobalts wird von Großunternehmen gefördert, die ihren Sitz in China, der Schweiz oder Kasachstan/Luxemburg haben. Der Rest wird von kleinen Bergbaufirmen praktisch mit der Hand geschürft.
Der Film zeigt die dunkle Seite der Kobaltgewinnung. Die Kinderarbeit im Kleinbergbau ist nur eines von vielen Problemen. Der gesamte Sektor ist von Korruption zersetzt. Böden werden verseucht, Gesundheit und Leben der Menschen aufs Spiel gesetzt. Und Chinas Marktdominanz treibt Europa in eine gefährliche Abhängigkeit …
Angesichts der gigantischen Probleme, die der begehrte Rohstoff mit sich bringt, sucht die EU nach anderen Wegen, um an Kobalt kommen. Und stellt eine unbequeme Frage: Sollten die Bergwerke in Europa wieder geöffnet werden?
15:15 THE BOY WHO LIVES BY THE SEA von Shwe Yee Oo, Myanmar/D 2024, 21 Min
Myanmar, Germany 2024, 00:21:34
Regie: Shwe Yee Oo Buch: Shwe Yee Oo Kamera: Nyan Lynn Aung Ton: Yan Aung Htun Schnitt: Seint Yamone Htoo Fernsehsender/Produktion: Yangon Film School Rechte in Deutschland: Yangon Film School, E-Mail: huth@yangonfilmschool.org
Filmgespräch mit Shwe Yee Oo
Ko Aung war einen Monat alt, als der Zyklon Nargis 2008 in Myanmar an Land ging. Der Sturm, der über das Ayeyarwady-Delta hinwegfegte und die Häuser, die Lebensgrundlagen und das Leben so vieler Menschen zerstörte, kostete ihm auch sein Gehör. Vierzehn Jahre später steht ein weiterer Zyklon namens Mocha kurz davor, sein Dorf Ka Byat im Bogale Township zu treffen. Ko Aungs Eltern wollen unbedingt von der Küste wegziehen und in einer Stadt leben, wo sie den Folgen des Klimawandels nicht mehr ausgeliefert sind und ihre Kinder eine bessere Ausbildung erhalten können. Während Ko Aung seinem Vater hilft, die Hütte auf das Schlimmste vorzubereiten, erzählt er von seiner Liebe zu seinem Dorf und seinem unerschütterlichen Glauben, dass das Meer seine Familie mit allem versorgen kann, was sie braucht.
16:00 THIS IS OUR EVERYTHING von Frederik Subei, D 2023, 80 Min
Deutschland 2023, 01:20:00
Regie: Frederik Subei Buch: Frederik Subei Kamera: Frederik Subei Musik: Ulrich Kodjo Wendt Ton: Bela Brandes Schnitt: Manuel Domes Fernsehsender/Produktion: Frederik Subei Rechte in Deutschland: Frederik Subei, E-Mail: frederik.subei@yahoo.com
Zu Gast: Frederik Subei
Die Guajajara wollen nicht tatenlos zuzusehen, wie ihr Land und das des noch unkontaktierten Awá Volkes zerstört wird. Sie starten eine Gruppe von Waldschützern, die entschlossen sind, den Amazonas-Regenwald zu verteidigen – wenn nötig mit ihrem eigenen Leben. Ohne Unterstützung der Regierung patrouillieren sie in einem der letzten verbliebenen Regenwälder im Bundesstaat Maranhão, östlich des Amazonas in Brasilien. Die Guajajara teilen ihr Land auch mit den Awá, einem der letzten unkontaktierten Völker der Welt, die stark bedroht sind. Schlechte Ausrüstung, keine Bezahlung und die ständige Bedrohung durch die Holzfällermafia halten sie nicht davon ab, für ihr Land einzustehen. Aber ihre Arbeit ist gefährlich. Auf den Anführer Olimpio ist ein Kopfgeld ausgesetzt.THIS IS OUR EVERYTHING erzählt die Geschichte eines Volkes, dessen Welt um sie herum zusammenbricht. Für Olimpio und die Waldschützer steht mehr auf dem Spiel als Umweltschutz – der Wald ist das Herzstück ihrer Kultur und Identität.
18:00 - 19:15 Panel: Krieg & Frieden – Vergessene Regionen
Das Panel widmet sich Filmbildern von medial aus dem Blickfeld geratenen Krisengebieten. Filmbilder jenseits derer aus der Ukraine und dem Nahen Osten sind verschwunden oder auf Stereotype reduziert, da sie Europas Wirtschaft aktuell nicht direkt betreffen: Syrien/Irak, Ost-Kongo und Sudan sowie Haiti und der Norden Südamerikas mit seinen Drogenkriegen. Kommt es wie etwa in Afghanistan zu einem Scheinfrieden in einer Diktatur, gibt es kaum noch authentische Filmbilder. Es stellt sich Frage nach der Dekolonisierung unseres Blicks auf Krisengebiete. Wie gestaltet sich die Arbeit von Filmschaffenden in diesen Regionen? Welche Möglichkeiten gibt es, ihre risikobehafteten Projekte zu finanzieren?
Teilnehmende: Markus Lenz (Filmemacher), Robert Krieg (Filmemacher), Ladislaus Ludescher (Medienforschung), u. A.
Moderation: Katja Maurer
In Kooperation mit dem Filmhaus Frankfurt
20:00 Vergabe FILMPREIS GLOBALE PERSPEKTIVEN, im Anschluss OMEN von Baloji
Erstmals würdigt eine Jugendfilmjury der Deutschen Fim- und Medienbewertung (FBW) einen von sechs nominierten Kinofilmen, der überzeugend auf Lebenswirklichkeiten in den Ländern des Globalen Südens aufmerksam macht und dem Publikum einen Perspektivwechsel ermöglicht. Die drei 17jährigen begründen als Laudatorinnen ihre Entscheidung.
20:30 Kino-Spielfilm: OMEN von Baloji, Belgien/Kongo 2023, 92 Min
Belgien/Kongo 2023, 01:32:00
Regie: Baloji Buch: Baloji Kamera: Joaquim Philippe Musik: Liesa Van der Aa Ton: Jan Deca Schnitt: Bruno Tracq, Bertrand Conard Fernsehsender/Produktion: Wrong Men, Belgien Rechte in Deutschland: Grandfilm GmbH, E-Mail: ph@grandfilm.de
Koffi ist besessen. Das glaubt zumindest seine Familie, die ihn deshalb Zabolo, Zeichen des Teufels, nennt. Er kehrt nach vielen Jahren erstmals an seinen Geburtsort im Kongo zurück, nachdem er dort jahrelang geächtet wurde. Koffi will sich den Segen der Familie für seine Heirat mit Alice einholen, mit der er in Belgien lebt. Doch die alten Feindseligkeiten sind weiterhin spürbar, einzig seine Schwester Tshala steht dem kollektiven Aberglauben kritisch gegenüber. Koffi will die Gründe für seine Ächtung verstehen und stößt dabei auf ein Familiengeheimnis. Und dann ist da noch Paco, ein Junge aus einer Straßengang, dessen Schicksal mit Koffis Leben verbunden zu sein scheint.
Mit seinem vielfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt erforscht der Musiker, Filmemacher und Allroundkünstler Baloji auf eindringliche Weise, wie sehr Aberglauben und Vorurteile das Schicksal seiner vier Hauptfiguren beeinflussen. OMEN ist ein Film voller unvergesslicher Bilder, ein umwerfender Beweis für die kreative Energie des aktuellen afrikanischen Kinos.
10:00 - 12:00 MASTERCLASS: Elke Sasse
Masterclass: Die andere Perspektive
Für die renommierte Filmemacherin Elke Sasse sind globale Zusammenhänge ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. In dem vielfach prämierten Film „#MYEscape“ arbeitete sie mit Handyvideos von Flüchtenden aus Syrien, Afghanistan und Eritrea. In „The War on my Phone“ portraitiert sie Geflüchtete in Europa in ihrer Zerrissenheit zwischen einem Alltag in Sicherheit und den Nachrichten und Videos aus der Heimat. Für „Oil Promises“ dokumentierte sie über 10 Jahre die Auswirkungen von Ölfunden in ghanaischen Fischerdörfern. Mit „Corona Diaries“ schuf sie dann ein weltweites Tagebuch des Alltags unter der Pandemie. Ihr aktueller Film „The pickers“ (2024) behandelt die Arbeitsbedingungen von Migrant:innen, die in Europa unser Obst und Gemüse ernten. Elke Sasse spricht und diskutiert.
10.00 – 12.00 Uhr Masterclass; 13.00 – 14.30 Screening von „The Pickers
13:00 THE PICKERS von Elke Sasse, D 2024, 90 Min
Deutschland 2023, 80' / 90'
Regie: Elke Sasse Buch: Elke Sasse Kamera: Marcus Zahn, Sulav Singh Chettri, Paras Tamu Rai Musik: Marcus Zahn Ton: Pedro Anacleto, Pratiksha Dhakras , Tassos Gikas, Sebastian Löffler, Jan Rosemann Schnitt: Janine Dauterich, Peter Klum Fernsehsender/Produktion: Berlin Producers, E-Mail: julia.gschwind@berlin-producers.de / elke.sasse@berlin-producers.de
Zu Gast: Elke Sasse
Der Film dokumentiert die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Migrant:innen, die auf Europas Feldern unser Obst und Gemüse ernten: Seydou aus Mali pflückt italienische Orangen, ohne Vertrag, bezahlt pro Kiste. Er wohnt in einer Siedlung aus selbstgebauten Hütten ohne Strom und Wasser. Adil und Naveed aus Pakistan ernten griechische Oliven, seit 8 Jahren ohne Papiere und in ständiger Angst vor Festnahmen. Bahija aus Marokko pflückt spanische Erdbeeren. Sie kam mit einem offiziellen Visum und hat Papiere. Den Mindestlohn bekommt auch sie nicht. Kirti aus Nepal erntet portugiesische Blaubeeren. Für die in Portugal dringend benötigten Erntehelfer aus Nepal gibt es keine offiziellen Visa. So kam Kirti über einen „Agenten“ und hat nun über 10.000€ Schulden.
Eine Million Migrant:innen arbeiten auf Europas Feldern. Ausbeutung ist dabei eher die Regel als die Ausnahme. Unser täglich Obst und Gemüse beruht auf Ausbeutung am Ende der Lieferkette.
Aus dem Material von „The Pickers“ (Dokumentarfilm) hat Elke Sasse auch eine TV-Dokumentation für Arte geschaffen : „Bittere Früchte“
15:15 WELTERBE – DAS SCHLOSS UND SEINE FESTUNG von Moritz Siebert, Ghana/D 2023, 17 Min
Deutschland, Ghana 2023, 00:17:32
Regie: Moritz Siebert Buch: hanna Keller Kamera: Moritz Siebert Ton: Niklas Kammertöns Schnitt: Maja Tennstedt Rechte in Deutschland: Moritz Siebert, E-Mail: info@siebertfilms.com
Filmgespräch mir Moritz Siebert
Zwei Gebäude, die vor rund dreihundert Jahren von derselben Familie erbaut wurden: Ein Palast in Berlin – eine Festung in Ghana. Und doch finden die Besucher von Berlins opulentem Schloss Charlottenburg keinen Hinweis auf auf sein westafrikanisches Geschwisterhaus und die dunkle Geschichte, die sie verbindet.
16:00 I’M FINE BUT VON Marc Sebastian Eils, D 2024, 55 Min
Deutschland 2024, 00:55:00
Regie: Marc Sebastian Eils Buch: Marc Sebastian Eils Kamera: Hannes Schulze Musik: Paul Bittmann Ton: Nils Plambeck Schnitt: Marc Sebastian Eils Fernsehsender/Produktion: redgreenfilms GbR Rechte in Deutschland: redgreenfilms GbR, E-Mail: info@redgreenfilms.com
Zu Gast: Marc Sebastian Eils und Ezenge Robincrusoe Angeli
Ein Jahr als Freiwilliger in Berlin. Für Angeli aus Kamerun ist es die erste große Reise seines Lebens. Wie prägt ein Freiwilligendienst in einem anderen Land einen jungen Menschen? Was lernt er über Deutschland und was lernen die Deutschen von ihm? Ein Dokumentarfilm über Hinfallen und Aufstehen, über gute Absichten und weiße Schuhe, und über die Frage: Wie hoch ist Augenhöhe?
17:30 THE SOIL OF NAMIB: DREAMS von Christian Zipfel, D 1923, 26 Min.
Deutschland 2023, 00:26:10
Regie: Christian Zipfel Buch: Christian Zipfel Kamera: Jana Pape Musik: Christian Dellacher Ton: Christian Dellacher Schnitt: Bine Deutrich Fernsehsender/Produktion: TIME PRINTS Rechte in Deutschland: TIME PRINTS, E-Mail: deutrich@timeprints.de
Filmgespräch mit Christian Zipfel
Fernab, inmitten der namibischen Einöde, aufehemaligem deutsch-kolonialen Boden. Ungesicherte, bedrohliche Tunnel führen tief in einen monolithischen Berg hinein. Major, Esmeralda und Peter suchen in illegalen Minen nach Edelsteinen. Die Weite der Landschaft täuscht darüber hinweg, dass die Arbeiter:innen an diesem Ort in einem Teufelskreis gefangen sind. Die Sisyphusarbeit bringt nur wenig wirtschaftlichen Ertrag, gleichzeitig riskieren die Arbeiter:innen tagtäglich ihr Leben. Die Gruppe lebt in einem eigenen Mikrokosmos, ihre Träume scheinen begraben.
“The Soil of the Namib: Dreams” ist Teil des transmedialen Projekts “The Soil of the Namib”. Dazu gehören neben diesem Kurdokumentarfilm auch drei 360° Episoden.
18:15 THE ILLUSION OF ABUNDANCE von E. Gonzalez Ramirez & M. Lietaert; Brasilien, B 2022, 60 Min
Brasilien, Belgien 2022, 01:00:00
Regie: Erika Gonzalez Ramirez, Matthieu Lietaert Buch: Buch und Regie: Erika Gonzáles Ramírez, Matthieu Lietaert Kamera: Matthieu Lietaert Musik: Norbert Pflanzer Ton: Erika Gonzáles Ramírez Schnitt: Jan de Coster Fernsehsender/Produktion: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) gGmbH Rechte in Deutschland: EZEF, E-Mail: hoffmann@ezef.de
Filmgespräch mit Erika Gonzalez Ramirez & Matthieu Lietaert
Der Dokumentarfilm beleuchtet dabei die mutigen Kämpfe von Bertha, Carolina und Máxima in Honduras, Brasilien und Peru gegen die weltweite Umweltzerstörung. Sie lassen sich nicht zum Schweigen bringen, wenn multinationale Firmen für Profit den Verlust von Natur und Menschenleben riskieren. Máxima, eine einheimische Landwirtin aus Peru, wehrt sich gegen die Expansion des Goldbergbaus und kämpft für den Schutz ihrer Lebensgrundlagen. Carolina, die in Brasilien lebt, fordert Transparenz und Gerechtigkeit im Zusammenhang mit dem Dammbruch in Brumadinho. Berta Cáceres setzte sich gegen die Ausplünderung und Verschmutzung des Gualcarque-Flusses in Honduras für den Umweltschutz ein. Wie viele andere Umweltaktivist:innen wurde sie getötet. Ihre Tochter Bertha geht jedoch weiter ihren Weg und setzt sich seither für die Aufklärung dieses Verbrechens ein.
20:00 THEATRE OF VIOLENCE von Łukasz Konopa, Emil Langballe, Dänemark/D 2023, 105 Min
Deutschland/Dänemark 2023, 01:44:00
Regie: Lukasz Konopa, Emil Langballe Kamera: Kacper Czuba Fernsehsender/Produktion: Corso Film Köln Rechte in Deutschland: Cine Global, E-Mail: daniel@cineglobal.de
Anschließend Filmgespräch mit Tim Mulhanga (Medico International)
Joseph Konys Lord’s Resistence Army (LRA) verübte in Uganda unaussprechliche Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung. 100.000 Menschen fanden den Tod und bis zu 100.000 Kinder wurden verschleppt. Dominic Ongwen, der innerhalb der LRA eine hohe Position innehatte, muss sich nun vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten. Im Alter von neun Jahren entführt, stieg der ehemalige Kindersoldat auf und wurde selbst zum Täter. Seine Verteidigung wird angeführt von Krispus Ayena, dessen Brüder selbst der LRA zum Opfer gefallen sind. Ayena reist nach Uganda und ergründet, wie sich die Gesellschaft von dem Trauma erholen kann und wie man mit heimkehrenden Kindersoldat*innen umgehen soll. Sind sie voll schuldfähige Täter:innen oder Opfer?
Gewinner des Publikumspreises auf dem Dokfest München
Aus der Jurybegründung: „In ihrem sorgfältig konstruierten Film schaffen Emil Langballe und Lukasz Konopa mit jeder neuen Szene einen komplexeren Raum, in dem wir uns als Zuschauende immer neue Fragen stellen: nach dem Völkerrecht in einem postkolonialen Gefüge, nach den Herausforderungen, Gerechtigkeit zu üben, und gleichzeitig der Gefahr, alte Wunden wieder aufzureißen, nach Schuld, Vergebung und Aussöhnung.“